Besiedlung

 

Die Entstehung der Bergstadt Blyberge ist im weiteren Kontext zur Besiedlungsgeschichte des Erzgebirges zu betrachten. Die Region des Erzgebirges und die des Erzgebirgsvorlandes waren vom so genannten Miriquidi bedeckt, einem schwer zugänglichen Urwald. Die ersten Siedlungen waren sehr weitläufig verstreut und nur durch wenige Handelswege verbunden.

In dem heutigen Gebiet der Stadt Freiberg (1156 Christiansdorf) haben 1168 Fuhrleute das erste Silber entdeckt. Darauf hin siedelten interessierte Bergleute in dieser Gegend, wenig später Handwerker und Kaufleute. Markgraf Otto der Reiche (1156 - 1190) vereinigte um 1186 die einzelnen Siedlungen und vergab das Stadtrecht. Dies gilt heute als Gründung der Stadt Freiberg. Die reichhaltigen Silberfunde lockten allerhand Bergleute von weit her an. Interessierte Siedler gewann Otto auch in den bis dahin landlosen Franken und zum Teil auch Niederländern, deren Zahl im Laufe der Besiedlungszüge und Niederlassungen in den zugewiesenen Hufen etwa insgesamt 300 000 erreichte.


Blyberge

 

 Ob durch Zufall oder bewusste Grabungen auf dem Treppenhauer erste Erzfunde getätigt wurden, ist unbekannt, doch kann man den Zeitpunkt dank vieler Bodenfunde präzise eingrenzen. 1220 begannen auf dem Hügel zwischen der Zschopau und Sachsenburg die ersten Bergleute nach Erz zu schürfen. Gefunden wurde überwiegend Bleiglanz mit einem bescheidenen Silberanteil.

Das gesamte Gebiet der einstigen Bergstadt Blyberge umfasst mehr als 12 Hektar. Noch heute sind ungefähr 180 Pingen, Häusergrundrisse und der einstige Stadtwall gut erkennbar . Aufgrund dieser großen Fläche nimmt man an, das es sich hierbei schon eher um eine Stadt mit rund 1500 Bewohnern handelte. Es siedelten nicht nur die Bergleute mit ihren Familien hier, sondern auch dienstleistende Handwerker und andere Gewerbe. Grabungsfunde ergaben, das sich etwas Abseits der Bergarbeitersiedlung eine Art Handwerkssiedlung bildete.


Blyberger Bergbau

 

Besonders hier ist hervorzuheben, das die Blyberger nicht wie üblich im Tagebau anfingen Erz zu schürfen, sondern bereits im 13. Jh im Tiefbau gefördert haben. Dank der Grabungen von Dr. Swabenicky und seinen Schülern wissen wir, das die damaligen Bergleute tief in den Berg gruben. Der während der Grabungen freigelegte Schacht endete keineswegs in einer Tiefe von 20 m und man kann wohl annehmen, dass der Vortrieb eines Stollens eine erreichte Tiefe von etwa 80 m erreichen konnte.

Zu damaliger Zeit war es üblich, das jede Familie ihre eigenen Schächte bewirtschaftete. Die enge Bebauung und gefundene Querschläge, lassen uns vermuten dass die Blyberger den Abbau gemeinsam betrieben.

Doch die zu erreichenden Erze waren nach etwa 100 Jahren erschöpft und ein Vordringen in weitere Tiefen erforderte einen technisch hohen Aufwand, dem die Bergarbeiter im 14.Jh nicht gewachsen waren. Besonders das eindringende Grundwasser wird ihnen die größten Probleme gemacht haben.

Wallanlage

 

 

Der noch zum größten Teil vorhandene Wallgraben, der ein Gebiet weit über die Spuren montanen Wirkens hinaus umschließt, lässt uns die Größe der Stadt heute nur noch erahnen.

Erste Grabungen begannen an der Südseite der Stadt. Die Grabungen ergaben das der Wall erweitert und vertieft wurde. Er ist heute nicht mehr vollständig erhalten. Der Wall war höchstwahrscheinlich mit Dornenhecken bepflanzt, denn es wurden keine Überreste von Palisaden gefunden.

 


Reiche Bergleute mit Familie

 

Blyberge entwickelte sich mit dem dort ansässigen Bergmeister zum Verwaltungszentrum der Bergbauregion Biensdorf und Schönborn-Dreiwerden.

Blei wurde im 13./ 14. Jh in vielen verschieden Handwerksbereichen in großen Mengen gebraucht. Der Umstand, dass die Bergleute einerseits das Blei frei verkaufen konnten und lediglich das Silber (gegen Endgeld) an den Landesherren abzuliefern hatten, ließ die Bergleute einen gewissen Reichtum anhäufen. Zahlreiche Funde von spezifischen Import-, Gebrauchs- und Luxuswaren lassen diese Schlussfolgerung zu.

Allerhand Funde von Spinnwirteln, Spielzeug und Keramik beweisen uns, dass die Bergarbeiter und die Handwerker ihre Frauen und Kinder mitbrachten. Die gefundene "Blaue Ware" ist eine typische Keramik aus dem 12./13. Jahrhundert.

Wüste Bergstadt

 

Etwa um 1350 erloschen die Bergbauaktivitäten und die Stadt wurde wüst. Ursachen dafür können nur vermutet werden.

Zum einen ist aus Unterlagen dieser Zeit bekannt, das der Silberabbau stark zurück ging. In einer Urkunde von 1390 wird unter anderem Blyberge erwähnt, in der ausgesagt wird, das der Bergbau zum erliegen gekommen ist. Der Silbergehalt wurde mit größeren Tiefen immer weniger und das Grundwasser stieg schneller, als sie es an die Oberfläche hätten fördern können. Für eine nicht mehr lohnende Erzausbeute spricht auch die Tatsache, dass im 17. Jahrhundert Bergbauaktivitäten erneut aufgenommen, aber nach kurzer Zeit wieder eingestellt wurden.

Ein anderer Grund dafür das die Blyberger ihre Stadt verlassen haben ist die Mangelware Holz. Nicht nur als Baumaterial für Häuser oder als Rohmaterial für Geräte und Gegenstände war es von Nöten, sondern man brauchte es auch zum Heizen, Verhütten und vor allem für den Ausbau der Gruben. Einen Teil konnte man durch schnellwachsende Gehölze ausgleichen, aber der größte Teil musste von weit her geholt werden.

Die hauptsächliche Ursache für das Verlassen der Stadt wird in der kleinen Eiszeit gesehen, die in Sachsen eine massive Wirtschaftskrise einleitete. Wie aus früheren Aufzeichnungen rekonstruierbar ist, folgten von 1345 bis 1347 gleich drei sehr kalte Sommer aufeinander,. Dies führte zu Missernten und Hungersnöten. Die Pest, die im restlichen Europa noch dazu wütete, ließ die Bevölkerungszahl rapide sinken. Das führte unter anderem dazu, das die Nachfrage nach Edelmetallen sank. Es folgten noch viele Ereignisse die es den Bergleuten schwer machten von ihrem Handwerk zu leben und deshalb ist anzunehmen, das ein Teil woanders ihr Glück versuchten und ein Teil, vor allem die Handwerker, in die Städte drum herum zogen.

Die Summe all der Faktoren, ließen den Bergbau auf dem Treppenhauer unattraktiv werden. 

Eine alte Legende sagt außerdem: "Wegen des Reichtums und des damit einhergehenden ausschweifenden Lebens der Stadtbewohner ließ Gott das Erz taub werden.